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Chirurgie bei krankhaften Übergewicht – Adipositaschirurgie

Übergewicht ist eine schwerwiegende und zunehmend häufige Erkrankung in unserer Gesellschaft.

Mehr als jeder zehnte Mensch in Deutschland ist krankhaft übergewichtig. Vor allem die Folgeerkrankungen einer langjährigen Übergewichtigkeit wie Diabetes mellitus (erhöhter Blutzucker), krankhaft erhöhter Blutdruck und chronischer Gelenkverschleiß (Arthrose) verkürzen die Lebenszeit und verringern die Lebensqualität erheblich.

Gerne beraten wir sie zu diesem Thema in einer unserer Spezialsprechstunden.

Kristina Lenz, FACS
Oberärztin / Leitung Adipositaszentrum | Helios Kliniken Schwerin
Dr. med.
Telefon:
Sprechzeiten:

Mo - Mi 09:00 bis 18:00

Do - Fr 09:00 bis 14:00

Sa 09:00 bis 12:00

Starkes Übergewicht (Adipositas) ist eine lebenslange chronische Erkrankung, deren Ausprägung hauptsächlich durch Ernährungs- und Bewegungsverhalten, Umwelt und genetische Faktoren bestimmt wird. Aber auch hormonelle Störungen, Medikamente und Begleiterkrankungen können die Entwicklung einer Adipositas maßgeblich beeinflussen.

 

Adipositas erschwert Ihnen nicht nur den Alltag und führt häufig zu sozialer Ausgrenzung, sondern kann unbehandelt auch zu Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck sowie zu schweren Erkrankungen des Herzens und der Lunge führen. Diese Komplikationen treten häufig erst im Verlauf der Erkrankung auf.

 

Adipositas stellt somit ein ernstes Gesundheitsrisiko dar. Unser Zentrum bündelt die Erfahrung der verschiedenen Fachdisziplinen und verfügt über alle Kompetenzen und Strukturen, um Menschen mit Adipositas erfolgreich und nachhaltig zu behandeln.

 

Insbesondere kümmern wir uns um jene Menschen, bei denen konservative Methoden zur Gewichtsreduktion bisher nicht den gewünschten Behandlungserfolg gebracht haben. Ein multiprofessionelles Team aus Internisten, Ernährungsfachkräften, Bewegungstherapeuten, Chirurgen und Psychologen unterstützt Sie auf dem Weg zur Gewichtsabnahme.

 

An wen richtet sich unser Angebot?

 

Unser Adipositasprogramm richtet sich speziell an Menschen mit:

  • Adipositas Grad II (BMI ≥ 35,0 – 39,9 kg/m²) mit erheblichen Begleiterkrankungen wie schwer einstellbarer Diabetes mellitus oder Bluthochdruck und/oder fortgeschrittene Veränderungen an Wirbelsäule oder Gelenken mit Funktionsverlust und Beeinträchtigung der Bewegung
  • Adipositas Grad III (BMI ≥ 40 kg/m²)

  • Operative Indikation
    Bei Patienten, bei denen konservative Behandlungsmaßnahmen nachweislich nicht erfolgreich waren, und bei denen zugleich entweder einen BMI ≥ 40 kg/m² oder einen BMI ≥ 35 kg/m² und zusätzliche adipositasbedingte Komorbiditäten bestehen, ist eine chirurgische Therapie indiziert.
    Bei Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ II bereits bei einem BMI zwischen 30 kg/m² und 35 kg/m² kann im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie eine bariatrische Therapie erwogen werden.

    Primäre Indikation
    Gemäß der S3-Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ kann eine chirurgische Therapie auch primär ohne eine präoperative konservative Therapie durchgeführt werden, wenn die konservative Therapie ohne Aussicht auf Erfolg ist oder der Gesundheitszustand des Patienten keinen Aufschub eines operativen Eingriffs zur Besserung durch Gewichtsreduktion erlaubt. Dies ist unter folgenden Umständen gegeben:
  • Besondere Schwere von Begleit- und Folgekrankheiten der Adipositas
    (hier insbesondere ein schwer einstellbarer Diabetes mellitus)
  • BMI > 50 kg/m2 (früher >60 kg/m2)
  • Persönliche psychosoziale Umstände, die keinen Erfolg einer Lebensstiländerung in Aussicht stellen

Durch die adipositaschirurgischen (bariatrische) Therapien kann nicht nur eine langfristige, deutliche Gewichtsabnahme erzielt werden, sondern auch die Folgeerkrankungen erfolgreich behandelt werden. Die Adipositaschirurgie stellt die effektivste Langzeittherapie bei morbider Adipositas und deren Folgeerkrankungen dar.

 

Ein teilweises  oder vollständiges Verschwinden eines Diabetes mellitus konnte in über 80% der bariatrisch-operierten Patienten aus der deutschen Qualitätssicherungsstudie erzielt werden. Gleiches konnte auch im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt) gezeigt werden. Eine intensive Nachsorge nach erfolgter Operation ist jedoch der Schlüssel zum langfristigen Erfolg.

 

Die gängigen bariatrischen Operationen werden laparoskopisch (Schlüssellochtechnik) über 4-5 kleine Einstiche in die Bauchdecke durchgeführt. Vor der Operation ist eine zweiwöchige Eiweiß/Flüssigphase einzuhalten. Ziel ist die Verkleinerung der Fettleber und Verminderung des Fettes im Bauchraum. Durch Ihre Unterstützung kann die Operation deutlich schneller und sicherer durchgeführt werden. Zudem führt eine präoperative Gewichtsreduktion von ca. 5 % des Körpergewichtes zu einer besseren langfristigen Gewichtsabnahme.

 

Eine begleitende Veränderung des Lebensstils und die regelmäßige Einnahme und Kontrolle von Vitaminen und  Mineralstoffen sind nach allen Operationen essentiell für einen langfristigen Erfolg.

 

Im Video erklärt Dr. Kristina Lenz die drei häufigsten angewandten Techniken, nachstehend werden die gängigen Operationsverfahren in Bild und Text noch einmal einzeln erklärt. 

 

Schlauchmagen

Bei einer Schlauchmagen-Operation wird der größte Teil des Magens entfernt, wobei lediglich ein schlauchförmiger Restmagen verbleibt. Daraus ergeben sich zwei positive Effekte:

  • Schnellere Sättigung
    Der Patient kann nur noch eine reduzierte Nahrungsmenge auf einmal zu sich nehmen und fühlt sich schneller gesättigt. Der normale Verdauungsprozess bleibt davon völlig unberührt. Auch eine Magenspiegelung ist bei dieser Technik weiterhin problemlos möglich, Mangelerscheinungen sind äußerst selten.
     
  • Seltener Heißhunger
    Der Chirurg entfernt gezielt den Teil des Magens, der für die Produktion des Hormons Ghrelin zuständig ist. Dieses löst im Gehirn das Hungergefühl aus. Durch das Reduzieren des Hormons verspürt der Patient automatisch weniger Hunger und leidet seltener unter Heißhungerattacken.
     
  • Mehrstufiges Behandlungskonzept bei starkem Übergewicht
    Bei Patienten mit einem sehr hohen Body-Mass-Index (BMI) kann in einem zweiten OP-Schritt der Schlauchmagen in einen Magenbypass umgewandelt werden. Durch dieses mehrstufige Vorgehen können die Behandlungsrisiken auch für schwerstkranke Patienten minimiert werden.

 

Magenbypass

Der Roux Y- Magenbypass ist eine der Standardoperationen in der Adipositaschirurgie und zählt zu den weltweit am häufigsten durchgeführten Verfahren. Der Eingriff führt zu einer Gewichtsreduktion von 60 % bis 70% des Übergewichtes in den ersten zwei Jahren nach der Operation. Die gewünschten Vorteile:

  • Nachhaltigere Sättigung
    Der kleinere Magen kann nur begrenzt Nahrung aufnehmen und ist entsprechend schnell gefüllt. Dem Gehirn wird in der Folge eine rasche Sättigung signalisiert. Der Patient hat dadurch das Gefühl, schneller satt zu werden und auch länger satt zu bleiben.
     
  • Verminderte Kalorienaufnahme
    Zusätzlich zur Magenteilung wird der Dünndarm „umgeleitet“. Mit dem Effekt, dass Nahrung und Verdauungssäfte sich erst im mittleren Dünndarm vermischen. Dies wiederum führt zu einer reduzierten Kalorienaufnahme infolge einer verminderten Nahrungsverwertung. Allerdings erfordert dieses Verfahren eine lebenslange Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Spurenelementen. Infolge der anatomischen Veränderung ist eine Magenspiegelung nicht mehr möglich.
     
  • Positiver Nebeneffekt
    Hormonelle Veränderungen führen zu einer Besserung bzw. unter Umständen sogar vollständiger Heilung von Begleitkrankheiten wie zum Beispiel Diabetes mellitus.
    Der Magenbypass beseitigt zudem auch einen gastroösophagealen Reflux (Sodbrennen) und ist dadurch eine effektive Therapiemaßnahme zur Behandlung von Refluxbeschwerden

 

Mini Magenbypass

Im Vergleich zum Roux-Y-Magenbypass ist die Magentasche (Pouch) beim Mini-Bypass eher länglich geformt. Der Pouch wird mit dem Dünndarm verbunden, allerdings sehr viel weiter unten als beim Roux-Y-Magenbypass. So werden 150 – 200 cm Dünndarm von der Nahrungsmittelaufnahme ausgeschaltet. Zwar gilt der Magenbypass noch immer als Standard-Therapie, doch die Mini-Bypass-Operation gewinnt zunehmend an gewisser  Bedeutung. Von Vorteil ist unter anderem, dass nur eine Nahtverbindung (Anastomose) durchgeführt werden muss. Dies ist hilfreich, wenn der Raum im Bauch eingeschränkt ist, beispielsweise bei einer vergrößerten Leber (Fettleber).Allerdings liegen hierbei noch keine wissenschaftlich belastbaren Langzeitdaten vor.

  • Das Wirkprinzip des Mini-Bypass
    Der Hauptmechanismus der Gewichtsreduktion ist die Verkürzung des nährstoffaufnehmenden Dünndarmes um 150-200 cm. Zum anderen kommt zu einer gewissen Fettverdauungsstörung. Bei Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 wird ebenfalls ein positiver Effekt beobachtet. Der Diabetes wird beim Mini-Bypass ebenso positiv  beeinflusst wie beim Roux-Y-Magenbypass. Eine begleitende Veränderung des Lebensstils und die regelmäßige Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen sind, wie beim Roux-Y-Magenbypass und beim Schlauchmagen essentiell für einen langfristigen Erfolg