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Krebsdiagnose in der Zwillingsschwangerschaft

Ingrid Middelkoop erwartet Zwillinge, als man einen bösartigen Tumor bei ihr diagnostiziert. Nach verschieden Therapien in den Niederlanden und in Deutschland begibt sie sich in die Behandlung bei der Onkologin Sabine Helmer.
04. Mai 2023

Sie und ihr Team am Helios Cäcilien-Hospital Hüls legen großen Wert auf eine sehr individuelle, ganzheitliche Betreuung. „Wir behandeln einen Mitmenschen, nicht eine Krankheit. Krebs betrifft den Menschen in seiner Gesamtheit aus Körper, Seele und Geist. Daher bieten wir neben der leitliniengerechten Behandlung und psychoonkologischer Beratung, auch komplementäre, also ergänzende Therapien an. Hierzu gehören Naturheilverfahren und Mind-Body-Medicine wie Bewegungstherapien, Entspannungsverfahren und Ernährungsberatung. Ziel der ganzheitlichen kombinierten Therapie ist es, neben der konventionellen onkologischen Behandlung auch die Kondition, Energie und Lebensqualität zu verbessern sowie die Verträglichkeit und Durchführbarkeit der Therapie zu optimieren.  „Frau Middelkoop kam als schwerkranke Frau zu uns. Sie konnte kaum die Treppe hochgehen und hatte Schmerzen im gesamten Körper und litt physisch und seelisch “, erinnert sich Chefärztin Sabine Helmer an die erste Begegnung im Januar 2023 mit der Niederländerin. 

„Ich erwartete Zwillinge, daher machte ich einen Check im Krankenhaus, bei dem eigentlich meine Babys untersucht werden sollten. Der Bluttest ergab aber eine Unregelmäßigkeit bei mir. Ein Schock. Ich war in der 22 Schwangerschaftswoche, meine erstgeborene Tochter war gerade drei geworden“, beschreibt die heute 36-Jährige ihre Situation zum Jahreswechsel 2019/2020. „Ich hatte Metastasen in den Lymphknoten im Oberbauch. Der Primärtumor, also der eigentliche Auslöser für den Krebs, konnte nicht gefunden werden. Trotz dieser schrecklichen Diagnose spürte ich eine Kraft in mir. Ich hatte das Gefühl, es schaffen zu können. Also begann ich eine Chemotherapie, die man auch während der Schwangerschaft machen kann. Meine Zuversicht war groß und nach drei Chemo-Sitzungen schlug die Therapie an“.

Es ist die erste Zeit der Corona-Pandemie mit strikten Lockdowns als Ingrid Middelkoop schwanger mit Zwillingen regelmäßig zur Chemotherapie ins Krankenhaus geht. Ihre beiden Töchter kommen gesund in der 33. Schwangerschaftswoche zur Welt und können schnell nach Hause entlassen werden. Aber der Krebs ist nicht besiegt. Es besteht keine weitere Standardtherapie mehr für ihr Krankheitsbild. Dann bietet sich ihr die Möglichkeit an einer Studie mit einer „targeted therapy“ teilzunehmen. Die Chance, dass es wirkt, liegt, so sagt man ihr, bei fünfzig Prozent. Erst läuft es gut, dann jedoch lässt nach einem halben Jahr die Wirkung nach. Die willensstarke inzwischen dreifache Mutter versucht es mit einem neuen Medikament. Als auch dieses im Oktober 2022 keine Besserung mehr erzielt, sagt ihr ihre niederländische Onkologin, dass es jetzt nichts mehr gäbe, sie ihr nicht mehr helfen könne. Über ihre 92-jährige Großmutter hört Ingrid Middelkoop von einem Pfarrer, dessen Krebs in Hüls erfolgreich behandelt wurde, obwohl ihm in Holland keine Therapien mehr angeboten wurden. Der Krefelder Stadtteil Hüls liegt zwanzig Autominuten von der niederländischen Grenze entfernt.

„Wir haben lange überlegt, welche Therapie Frau Middelkoop helfen würde. Wir haben uns dann für eine gut verträgliche Kombinationstherapie zweier Chemotherapeutika in Kombination mit einer Immuntherapie entschieden und die Therapie ausführlich mit ihr und ihrem Lebensgefährten besprochen. Das Verstehen der Behandlung und der Erkrankung sind essentiell wichtig für die Zusammenarbeit zwischen Behandler und Patient sowie für die Mitarbeit der Patienten. Wichtig ist es auch, die Angehörigen mit in die Behandlung einzubeziehen. Alle zehn Tage kommt Frau Middelkoop seit Januar zu uns. Wir sind alle glücklich zu sehen, dass sie wieder zu Kräften gekommen ist. Sie steigt jetzt wieder die Treppen hoch, mit Kind auf dem Arm“, beschreibt Chefärztin Helmer die Situation im April 2023.

Sabine Helmer geht es um eine verständliche, realistische Krankheitsdarstellung und Besprechung der Therapie, welche die Patienten und Angehörigen abholt, wo sie stehen. „Ehrlichkeit mit meinen Patientinnen und Patienten und das Verstehen der Erkrankung und dessen was passiert, sind mir besonders wichtig. Im Gespräch spüre ich, wie viel Informationen jemand zu diesem Zeitpunkt braucht und aufnehmen kann.  Häufig sind mehrere Gespräche notwendig. Es geht auch darum, einen Umgang mit dem Krebs zu finden, eine Einstellung und Haltung zur Lebenssituation mit dem Krebs“, betont Sabine Helmer, die seit über fünfzehn Jahren für eine Onkologie einsteht, die Naturheilverfahren und komplementäre Therapien integriert.

Ingrid Middelkoop ist eine zuversichtliche, fröhliche, lebensbejahende Frau, die weiß, wie wichtig auch die die mentale und seelische Einstellung bei der Krankheitsbewältigung ist. In Hüls fühlt sie sich wahrgenommen. Sie wertschätzt, dass man ihr wirklich zuhört, sich Zeit nimmt – sie nicht aufgibt, sondern auf ihrem Weg begleitet.

„Unsere Therapie hilft Frau Middelkoop gerade. So kann sie ein möglichst alltägliches Leben führen und für ihre drei Töchter da zu sein. Um mehr geht es momentan nicht. Und nicht um weniger“.

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