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Innovative Methode der gezielten Krebsbehandlung - 500. Radioligandentherapie an der DKD Helios Klinik

Was wie in einem Science-Fiction Film anmutet, wird Alltag in der Krebsbehandlung: Kleinste Dosen strahlender Stoffe (Radioliganden) finden im Körper gezielt und selbstständig Krebszellen und zerstören diese. Diese Methode der „Präzisionsonkologie“ wird auch als molekulare Radiotherapie bezeichnet und vor allem bei Prostatakarzinomen und bei neuroendokrinen Tumoren angewendet. Unter Leitung von Prof. Dr. Richard P. Baum vom Curanosticum Wiesbaden-Frankfurt wurde an der DKD Helios Klinik Wiesbaden jetzt der 500. Patient auf diese Weise präzisionsonkologisch behandelt.
16. März 2022

Neuroendokrine Tumore sind sehr seltene Tumore, die sich aus hormon­produzierenden Geweben oder Organen, wie z. B. der Bauchspeicheldrüse, entwickeln und durch die Überproduktion von Botenstoffen zu vielfältigen Symptomen und Problemen führen. Die Primärtumore wachsen meist langsam, bilden jedoch sehr häufig Metastasen (Tochtergeschwülste), die in allen Bereichen des Körpers vorkommen können.

Der 500. Patient war dieser Tage Pedro Menéres Cabral, der aufgrund eines neuroendokrinen Tumors bereits seit 2017 bei Prof. Dr. Baum in Behandlung ist. Der fünffache Familienvater aus Lissabon leidet an einer Tumorerkrankung mit zahlreichen Leberherden, die trotz herkömmlicher Behandlungen (in diesem Fall u.a. mehrfache Operationen) weiter fortschritt. Für ihn kam daher als letzte Möglichkeit die molekulare Radiotherapie in Frage.

Die Behandlung läuft dabei folgendermaßen ab: In der molekularen Bildgebung werden zunächst mithilfe des hochauflösenden PET/CT sowie eines spezifischen Radiopharmazeutikums sowohl der Primärtumor als auch kleinste Metastasen im Millimeterbereich sichtbar gemacht. Dieser Marker zeigt dabei an, ob bzw. welcher Stoff gezielt an den Tumorzellen andocken kann – so ist auch eine erste Erfolgsprognose möglich, ob die Methode wirken wird. Anschließend erfolgt eine Markierung dieser Substanz mit einem Therapienuklid, diese wird dann dem Patienten in eine Armvene injiziert. In der Radiomolekularen Präzisionsonkologie (Nuklearmedizin) bezeichnet man das als Theranostik-Prinzip. „Wir behandeln das zuvor mit Hilfe der PET/CT identifizierte Tumorgewebe mit einem individuell auf den Patienten abgestimmten Radiopharmazeutikum, das dem Patienten in mehreren Zyklen im Abstand von ca. 6 bis 8 Wochen injiziert wird. Die Moleküle docken nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an die Krebszellen an und schleusen so den Alpha- bzw. Betastrahler in die Tumorzellen. Dieser stoppt dort das Wachstum der Krebszellen und zerstört Metastasen im Idealfall vollständig – und dies, ohne das umliegende Gewebe bedeutsam zu schädigen. Daher ist die Radioligandentherapie nahezu nebenwirkungsfrei“, erklärt Prof. Dr. Baum den Wirkmechanismus.

Professor Baum ist dabei ein echter Pionier auf dem Gebiet der molekularen Radiotherapie. Vielfach ausgezeichnet führte er bereits im Rahmen seiner Forschung vor fast genau 25 Jahren deutschlandweit die erste Radiorezeptortherapie bei neuroendokrinen Tumoren an der Universitätsklinik Frankfurt am Main durch. Nach zwei Jahrzehnten ist das Verfahren inzwischen international anerkannt. Immer häufiger setzen Ärzte das Therapiekonzept weltweit ein. Die pharmazeutische Industrie strebt weitere Zulassungen, z.B. auch für die Behandlung anderer Tumorarten an. So wird die Zulassung für die Radioligandentherapie des Prostatakarzinoms – die 2013 weltweit erstmals Prof. Dr. Baum durchgeführt hat - im Juni dieses Jahres in den USA erwartet.

In Europa empfehlen die Leitlinien für die Behandlung des metastasierten Prostatakarzinoms die molekulare Radiotherapie schon jetzt als individuellen Heilversuch nach Ausschöpfen anderer Behandlungsmethoden. Auch die Krankenversicherungen erstatten dies. Voraussetzung ist hierfür aber die stationäre Unterbringung auf einer nuklearmedizinischen Therapiestation, wie sie in der DKD Helios Klinik möglich ist, die durch die Ärzte des Curanosticum betreut wird.

Seit Januar 2020 ist Professor Baum in Wiesbaden am Curanosticum an der DKD tätig. Hier fand er ideale Voraussetzungen, weil sich die dortige Nuklearmedizin unter Leitung von Dr. Müller und Dr. Landvogt bereits seit Jahren auf die molekulare Bildgebung und nuklearmedizinische Therapien spezialisiert hat. Erst im letzten Jahr hat die PET/CT-Abteilung - unter Leitung von Dr. Klega - an der DKD den deutschlandweit modernsten PET/CT-Scanner in Betrieb genommen. 

Professor Baum war zuvor mehr als 20 Jahre an der Zentralklinik Bad Berka tätig, wo er die Klinik für Molekulare Diagnostik und Radiotherapie aufgebaut und zu einem der führenden Zentren für die Behandlung von neuroendokrinen Tumoren und Prostatakarzinomen weltweit entwickelt hat. An der DKD habe er ideale Bedingungen vorgefunden, dieses Lebensprojekt weiterzuführen - medizinisch, medizintechnisch wie auch ärztlich und pflegerisch - um auch weiterhin für seine Patienten da sein zu können, so Prof. Baum. Patienten wie Pedro und auch deren Familien werden mit seiner Hilfe in Zusammenarbeit mit dem gesamten Team des Curanosticum hoffentlich noch lange von der molekularen Radiotherapie in Wiesbaden profitieren können - dank dieser ist seine Tumorerkrankung auch nach Jahren noch unter Kontrolle.

Innovative Methode der gezielten Krebsbehandlung - 500. Radioligandentherapie an der DKD Helios Klinik